Vielfalt statt Einfalt - Die Macht des Verbrauchers - Unser Einkauf ist unser Stimmzettel - sich bewusst ernähren kann die Welt verändern
Man selbst kann ja nicht viel verändern, wird vielfach gedacht. „Stimmt nicht!“, sagt Georg Sedlmaier, ehemaliges Mitglied des tegut... Vorstandes mit 50 Jahren Berufserfahrung im Lebensmittelhandel, und beweist es mit seinem tatkräftigen Engagement als Gründer des Vereins IG FÜR (Interessengemeinschaft für gesunde Lebensmittel), als Herausgeber des Buches „Vielfalt statt Einfalt“, als Unterstützer von SOS-Kinderdörfern und vielem mehr. „Jeder kann sich bewusst für Nachhaltigkeit entscheiden. Jeden Tag!“, so seine feste Überzeugung, die er selbst lebt.
Unermüdlich wirbt er seit fast 20 Jahren für gesunde und nachhaltige Lebensmittel – ohne Gentechnik, ohne künstliche Aromen, ohne Geschmacksverstärker – und für einen bewussten Umgang mit der Ernährung, denn beides gehört zusammen. Er begeistert Minister, Starköche, Vorstände von Handels- und Lebensmittelketten für seine Ideen, vernetzt, überzeugt und stößt immer wieder neue Ideen an.
Der agile 69-Jährige ist sich ganz sicher: „Gesunde Lebensmittel fördern die Vitalität und Lebensfreude“ – und gibt selbst das beste Beispiel für seine These. Das
alleine genüge natürlich noch nicht, so der Hobby-Alpinist, der schon mal vor dem Frühstück „schnell“ einen Berg besteigt, eine positive Lebenseinstellung sowie ausreichend Bewegung des Körpers aber
auch der „Gehirnwindungen“ gehörten ebenfalls dazu.
tegut... sprach mit ihm darüber, inwieweit man als Verbraucher etwas verändern kann, um mehr Nachhaltigkeit in den persönlichen Alltag und
vielleicht sogar in die Welt zu bringen.
Georg Sedlmaier: Ich erzähle in diesem Zusammenhang gerne eines meiner Aha-Erlebnis, das ich beim Wandern in den Alpen hatte. Da sprach ich mit einem Almbauern, der mir sagte, er habe beobachtet, dass die Kühe in den Alpen weniger fressen als im Tal. Warum? Weil das Futter dort oben einfach hochwertiger ist. Das gleiche Prinzip gilt auch für die Ernährung des Menschen: Wenn er hochwertige, natürliche und „lebendige“ Lebensmittel isst, wird er die Erfahrung machen, dass er weniger braucht und zugleich besser genährt ist. Noch immer ist ganz vielen Menschen nicht bewusst, was künstliche Aromen und Geschmacksverstärker, die in fast allen industriellen Nahrungsmitteln sind, im Körper bewirken. Sie täuschen vor, ihm etwas zu geben, was er oftmals gar nicht bekommt. Erdbeeraromen ohne Erdbeere, Hühnersuppe ohne Huhn – von all den anderen Zusatzstoffen ganz zu schweigen. Das nährt den Körper nicht, sondern macht ihn abhängig und zugleich bekommt man das Gefühl immer mehr zu brauchen. Positiv ausgedrückt: Nur vitale natürliche Lebensmittel ohne Fremdstoffe – so wurde das übrigens früher mit Recht genannt – sind echte Lebensmittel, d. h., wirklich nährend. Was also auf den ersten Blick teurer erscheint, wird sich unter dem Strich nicht nur als wesentlich gesünder, sondern auch als günstiger herausstellen.
Ja, man muss sich wirklich klar machen, dass künstliche Aromen und Geschmacksverstärker den Körper süchtig machen und ihm schaden. Wir essen und trinken von vielem oft mehr als uns eigentlich gut tut. Wir brauchen mehr davon, weil es keine echten Inhalte gibt. Diese Art des Essens macht vor allem in den Industrienationen viele Menschen nachweislich krank. Im Jahre 1997 hatte ich ein prägendes Erlebnis, während einer Reise durch die USA. Bei einem Restaurantbesuch schaute ich auf die Teller des Nachbartisches, weil mich die Essgewohnheiten der Einheimischen immer interessieren. Sie aßen Fisch wie wir, mit dem Unterschied, dass sie dazu eine Riesenflasche Ketchup bestellt hatten, die am Ende des Abends fast leer war – alles wurde in Ketchup ertränkt. Dieser Moment war in gewisser Weise der Beginn, mich tiefgehender mit unseren Essgewohnheiten und unserer Ernährung zu beschäftigen.
Wer sich wirklich für Nachhaltigkeit interessiert und dafür konkret etwas tun will, kommt nicht umhin, sich bewusst mit dem Thema Ernährung zu beschäftigen. Er muss ganz persönlich für sich selbst herausfinden, was brauche ich wirklich, was tut mir wirklich gut. Ist das Essen nur dazu da, um den Magen schnell zu füllen und oder ist es mehr? Die Bedeutung der Ernährung für die menschliche Gesundheit wird in unserer Gesellschaft aus meiner Sicht vollkommen unterschätzt. Stellen Sie sich vor, kein ausgebildeter Mediziner bei uns muss sich während seines Studiums mit dem Thema „Ernährung“ beschäftigen. Es gilt also in vielfacher Weise, umzudenken und neu zu lernen. Damit anfangen, sollte man erst mal nur bei sich selbst, vielleicht ist es nicht immer leicht zu lernen, aber es ist möglich.
Ja. tegut... hat z. B. in vielen seiner Märkte bereits einen Bio-Anteil von ca. 25%, in Universitätsstädten wie Jena, Göttingen, Würzburg oder Marburg sind es sogar 30%. 5% mehr! Woran liegt das? Möglicherweise daran, dass dort viele Studenten leben, die genauer hinschauen, die Verpackungen durchlesen und wissen wollen, was in ihrem Essen ist. Sie haben sich dafür entschieden, gesünder zu essen – und Studenten, das weiß man, sind nicht gerade reich. Bewusster einzukaufen, heißt also nicht gleichzeitig, teurer einzukaufen. Man muss zugleich wissen, wie Händler „ticken“. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Händler schon kribbelig werden, wenn der Umsatz eines Produktes um nur 5% zurückgeht, werden es sogar 10%, macht er sich richtig Gedanken darüber, was da falsch gelaufen sein könnte. Die Verbraucher haben es also in der Hand, Produkte ganz bewusst abzuwählen. Produkte, die nicht im Einklang mit der Natur entstehen. Damit bewirken sie, dass sich nicht nur die Händler, sondern auch die Hersteller richtig Gedanken machen.
Ja, ein bisschen ist es fast so, als würden beide Seiten, Verbraucher und Handel, aufeinander warten. Neben vielen großartigen Projekten der Nachhaltigkeit, die es bereits gibt – 21 davon stelle ich in meinem Buch vor, gibt es natürlich auch tolle Initiativen im Handel. Bei tegut... z. B. gibt es Eigenmarken mit dem tegut… Reinheitsversprechen. Hier macht tegut… als Händler seinen Kunden schon echte Angebote für gute Lebensmittel: ohne Gentechnik und ohne künstliche Zusatzstoffe, natürlich und oft regional hergestellt. Das sind alles sehr positive Entwicklungen.
Ja so ist es.
Mehr über das Buch "Einfalt statt Vielfalt" erfahren Sie in unserer Buchvorstellung.
Mit Georg Sedlmaier sprach Reinhold Jordan, Textstudio Hofbieber, Rhön.
https://www.tegut.com/aktuell/artikel/buchvorstellung-vielfalt-statt-einfalt.html
Es gibt sie und es werden immer mehr: Beispielhafte Lebensmittel-Erzeuger und wegweisende Projekte in allen Bereichen der Gesellschaft, die zeigen, dass ein nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln in erfolgreicher Weise möglich ist. Das Buch "Vielfalt statt Einfalt", herausgegeben von Georg Sedlmaier, ehemals im Vorstand von tegut... tätig, heute ein unerschrockener Lobbyist der Nachhaltigkeit, zeigt in 21 Berichten, wie beeindruckend und facettenreich solche Initiativen sein können.
Was die Menschen wirklich bräuchten, sind echte, natürliche Lebensmittel, so Sedlmaier, und die gibt es! In seinem Buch stellt er beispielhafte Projekte und Persönlichkeiten vor, denen Nachhaltigkeit ein Herzensanliegen ist. Zum Teil erstaunliche und Mut machende Geschichten von Menschen, die sich etwas trauten und Neuem den Weg ebneten. "Selbst, wenn manche meinen, ich sei ein Träumer", so der agile 69-Jährige, "es ist meine tiefste Überzeugung, dass es darum geht, das Leben mit Mut, Humor und Wahrheitsliebe zu gestalten, mit viel miteinander, weniger nebeneinander, schon gar nicht gegeneinander, sondern füreinander!"
15. April 2014
von Georg Sedlmaier
Produktinformation
21 Beiträge namhafter Autoren aus Deutschland, Österreich, Peru, der Schweiz und Ägypten
Die einen sagten: Unsere Lebensmittel sind die Besten, die Sichersten, einfach Spitze, wir brauchen es nur noch allen sagen. Andere meinten zweifelnd: Hühnersuppe ohne Huhn, Rindfleischsuppe ohne
Rindfleisch, Erdbeeraroma ohne Erdbeeren – wie passt dies alles zusammen? Ich machte mich auf die Suche nach Mut machenden ökologischen Lebensmittel-Praxisbeispielen.
Ich wurde erfreulicher Weise vielfach fündig. Mögen diese Lebensmittel Beispiele als „Mittel zum Leben“ – und als Beitrag zum Essen und Trinken im Einklang mit der Natur noch viel mehr überzeugende
Nachahmer ermuntern.
Gestalten wir die Zukunft mit Mut, Humor und Wahrheitsliebe und mit viel Miteinander, weniger Nebeneinander und schon gar nicht Gegeneinander, im Grunde Füreinander.
„Peace begins in the minds of those who perceive Diversity as an element of betterment and growth”
(“Frieden beginnt in den Köpfen derer, die Vielfalt wahrnehmen, als ein Element der Verbesserung und des Wachstums)
(Kofi Annan)
Der Reinerlös des Buchverkaufs kommt dem SOS Kinderdorf e.V. sowie der Interessengemeinschaft IG FÜR gesunde Lebensmittel e.V. zugute.
www.ig-fuer.de